Marie-Luise Reinicke ist 11 Jahre Ortsvorsteherin in Dahl gewesen. Aus diesem Anlass haben wir sie um ein kurzes Interview gebeten.
Marie-Luise, mit welcher Motivation hattest Du damals dieses Ehrenamt begonnen? Was war Dir daran wichtig?
Als ich 2014 das Amt der Ortsvorsteherin antrat, hatte ich eine lange und intensive Bedenkzeit hinter mir, in denen ich viele Gespräche, Telefonate etc. geführt hatte, führen musste. Ich selbst konnte mir überhaupt nicht vorstellen, jemals Ortsvorsteherin von Dahl werden zu können. Ich kannte zwar viele Dahler, war schon vor einigen Jahren in den Pfarrgemeinderat gewählt worden, aber ich war keine „Wurzeldahlerin“! Außerdem gab es die Auseinandersetzungen zwischen den Windkraftbefürwortern und den Windkraftgegnern. Es ging doch ein „Riss“ durch Dahl, wie man allerseits damals hörte. Ich hatte das Amt also nicht angestrebt und schon lange nicht geplant. Außerdem war ich das zweite Mal direkt in den Kreistag gewählt worden, also eine doppelte Belastung! Nach einigen ermunternden und zustimmenden Gesprächen habe ich dann schweren Herzens zugesagt, getreu dem Wahlspruch der Pfadfinderinnen: Allzeit bereit! Dahl brauchte ja einen Ortsvorsteher!
Welche besondere Herausforderung wird Dir im Gedächtnis bleiben?
Im Frühjahr 2015 ergab sich plötzlich eine ganz neue, andere, so nicht erwartete Situation für Dahl: Flüchtlinge aus viele verschiedenen Nationalitäten (Afrika, Kosovo, Iran ….) kamen nach Deutschland und so wurden auch in Dahl in einer alten Hofstelle im Sudahl ca. 20 Flüchtlinge untergebracht. Nach einer Bürgerversammlung fand sich relativ schnell eine kleine Gruppe, die sich um „unsre“ Flüchtlinge kümmerte: Besorgung von Babykleidung, Betten, Decken, Schulbesuch, Deutschunterricht, …… Das war die erste große Herausforderung in meiner Amtszeit, die mithilfe der Dahler Bevölkerung gut gemeistert werden konnte.
Welche Schwerpunktthemen gab es in Deinen beiden Amtszeiten?
Dauerthemen meiner beiden Amtszeiten waren die Dorfentwicklung, vor allem des Dorfkerns, und der Hochwasserschutz rund um den Ellerbach, Seniorenwohnanlage, Schule, KiTa, Dahler Jugendtreff. Gespräche mit den Behörden und der Bevölkerung waren hier in Einklang zu bringen, die mitunter recht konträr lagen und manchmal nicht „vergnügungssteuerpflichtig“ waren! Im Laufe der Zeit hat sich – auch gefördert durch den neu gegründeten „Heimat- und Kulturverein Dahl e.V.“ – entwickelt, dass mehr Bürger und Bürgerinnen sich für den Ort und seine Gegebenheiten interessieren. So entstanden auch die sogenannten „Dahler Treffs“, die sich jetzt in den unterschiedlichen Dahler Vereinsheimen treffen. Viele Bürger und Bürgerinnen haben immer mal wieder angerufen, mich angesprochen und ihre Anliegen zur Verschönerung unseres Ortes Ideen eingebracht. Die Tonlage war immer verständnisvoll und angenehm.
Gab es bewegende Momente für Dich?
Zwei bewegende Momente während meiner Amtszeit sind mir im Bewusstsein: die Einweihung der Stele zum Gedenken an den 1942 am Dahler Waldrand erhängten Polen und der von 1942 bis 1945 im KZ inhaftierten jungen Frau, die bei einem Dahler Bauern dienstverpflichtet war. Eine würdige Feier, begleitet vom Dahler Musikverein und vielen Dahler Bürgern, die verdeutlichte: „So etwas darf sich in unserem Namen nie mehr wiederholen!“
Und dann der Zapfenstreich am Schützenfestsamstag nach dem Gottesdienst! Als Ortsvorsteherin durfte ich mit den Schützen über den Sportplatz mitmarschieren. Die Melodien des Zapfenstreichs mit dem Höhepunkt unserer Nationalhymne waren für mich immer sehr bewegend. „Einigkeit und Recht und Freiheit …“ habe ich dankbar laut mitgesungen, weil ich stolz auf diesen Staat bin, dem ich in verschiedenen Funktionen dienen durfte.
Meine letzte Frage an Dich: Mit welchen 3 Worten würdest Du Dahl beschreiben?
Die fallen mir sofort ein: Heimat, natürlich, liebenswert.
Mein Wunsch für Dahl: Möge die Kirche (auch) bei uns im Dorf bleiben!
Liebe Marie-Luise, wir danken Dir sehr für Dein Engagement und Deine Treue als Ortsvorsteherin in Dahl. Du hast Dich damit um unser Dorf sehr verdient gemacht.
